Mit wenigen Mausklicks bespuckt einen das Weltnetz mit Wissensstückchen, für die, um mit ihnen glücklich bespuckt zu werden, noch vor wenigen Jahren ausgedehnte Archivreisen auf zwei Erdteilen nötig gewesen wären. Mit Carl Barks als Ausgangspunkt https://www.geni.com/people/Carl-Barks/6000000065335994823 kann auf geni.com das Netz seiner Verwandten und Vorfahren erforscht werden. Soeben habe ich Barksens unmittelbare Vaterlinie („der Vater des Vaters des Vaters von" und so weiter) röscherschiert und analüsiert (auf gut deutsch, ich habe sie im Bett liegend auf meinem Klapprechner runtergeklickt). Man erhält so die folgende Kette von väterlichen Vorfahren Barksens: 1. Carl Barks (* 1901 Merrill, Oregon, USA – † 2000 Grants Pass, Merrill, Oregon, USA) 2. William Barks (* 1858 Bollinger County, Missouri, USA – † 1940 Lost River, Klamath, Oregon, USA) 3. David Barks (* 1829 Missouri, USA – † 1874) 4. Isaac Barks (* 1804 Crooked Creek, Cape Girardeau, Missouri, USA – † 1855 Marble Hill, Bollinger, Missouri, USA) 5. Jacob Barks (* 1771 Lincoln County, North Carolina, USA – † 1827 Cape Girardeau County, Missouri, USA) 6. William Barrach Barks (* 1750 Frechenfeld, Deutschland – † 1789 Lincoln, North Carolina) 7. Johannes Berg (* 1714 Nordhofen, Hessen-Nassau, Deutschland – † 1780 Frederick County, Maryland, USA) 8. Johan(n) Wilhelm (William) Berg (* 1683 Nordhofen, Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz, Deutschland – † 1750 Frederick County, Maryland, USA) 9. Hans (Johann) Peter Berg (* 1642 Nordhofen, Hessen-Nassau, Deutschland – † 1717 Selders, Nordhofen, Hessen-Nassau, Deutschland) 10. Adam Berg (* 1622 Nordhofen, Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz, Deutschland – † 1690 Selters, Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz, Deutschland) 11. Hanss Simon Berg (* 1595 Nordhofen, Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz, Deutschland – † 1655) Mehrere Dinge fallen auf. Erstens: Barks selbst sagte irgendwo, seine Vorfahren väterlicherseits seien Holländer gewesen und seine Vorfahren mütterlicherseits Schotten. Der Ursprung seiner Vaterlinie liegt nach Lage der Dinge jedoch in Nordhofen im Westerwald im heutigen Rheinland-Pfalz. Die Erklärung dafür scheint mir einfach: Im 17. und 18. Jahrhundert wurde im Englischen "Dutch" (heißt nix anderes als "deutsch") für Deutsche allgemein gebraucht, "Dutch" war noch nicht verengte, ausschließliche Bezeichnung für die Niederländer (vergleiche den Namen "Pennsylvania Dutch" für Einwanderer aus der Pfalz im nordamerikanischen Staate Pennsylvanien). Ich nehme an, es gab bei Barksens eine Familienüberlieferung, die Vorfahren seien "Dutch" gewesen. Spätere Geschlechter, als es in England und Amerika nicht mehr gängig war, Deutsche "Dutch" zu heißen, verbanden dies natürlich mit den Niederlanden. Darüber hinaus ist es freilich möglich, daß Barks auch "echte" "Dutch" (niederländische) Ahnenlinien hatte. Die eine unmittelbare Vaterlinie ist ja nur eine von vielen, die Zahl der Ahnenlinien verdoppelt sich mit jeder Generation, die man weiter in der Vergangenheit zurückschreitet. Ich habe die anderen Vorfahrenlinien von Barks nicht untersucht. Zweitens: Barksens Ahnen in Deutschland tragen den Nachnamen Berg, nach ihrer Auswanderung in die britischen Kolonien in Nordamerika wandelte sich bei einem von Barksens Vorfahren der Name offenbar irgendwann in "Barks". Für mich leuchtet "Barks" nicht sofort ein als glattklingende, logische "Amerikanisierung" (richtiger: Anglisierung) von "Berg". Andererseits: Es gab im Zuge der Einwanderung nach Amerika viele Namensänderungen aus dem Deutschen und aus anderen Sprachen, die noch lustiger und schräger waren – was soll's. Für den in Amerika eingewanderten Johann Wilhelm Berg (Nummer 8 auf meiner Liste) gab es nach den Angaben auf geni.com auch den Namen "Barrick", und einige seiner Söhne werden auf geni.com auch unter diesem Namen geführt (allerdings nicht Johannes Berg, Nummer 7, Carl Barksens Ahn). "Barrick" wirkt fast wie das "fehlende Glied" zwischen "Berg" und "Barks". Sehr betont und zerdehnt kann man deutsch "Berg" im Englischen als "Barrick" aussprechen und niederschreiben, und es ist vielleicht nur ein kleiner Schritt, dieses "Barrick" noch einmal englisch kurz-knapp zu "Barks" "aufzuknacken". Das dritte und, wie mir scheint, Merkwürdigste: Laut geni.com wurden Johann William Berg und seine Söhne Johannes Berg, Pieter Berg und John Berg am 8. Juli 1730 in New Jersey "naturalisiert". Die Bergs müssen also vor diesem Zeitpunkt aus Deutschland ausgewandert und in Amerika eingewandert sein. Aber: Laut geni.com wurde Johannes Bergs Sohn William Barrach Barks (Nummer 6) 1750 (!) in Frechenfeld geboren (offensichtlich Freckenfeld in der Pfalz). Möglichkeit eins: Johannes Berg kehrte um 1750 für einige Zeit nach Deutschland zurück, um eine Frau zu suchen, er fand und heiratete eine in Freckenfeld, und sie gebar dort einen Sohn, und Mann, Weib und Sohn machten sich wieder auf den Weg nach Amerika. Doch ich vermute, die Bergs waren eher einfache Leute, und ein solches Unternehmen war um 1750 wohl mit weit mehr Aufwand und Mühe verbunden als schon einhundert oder einhundertfünfzig Jahre später im Dampfzeitalter, ganz zu schweigen vom „Dieselzeitalter“, dem 20. Jahrhundert. Aber ich will diese Möglichkeit nicht ausschließen. Vielleicht können andere mit genaueren Geschichtskenntnissen über die Lebensumstände deutscher Einwanderer in Amerika um 1750 darlegen, ob eine solche kurze "Brautwerbungsreise" in die Heimat völlig verrückt gewesen wäre oder ob dergleichen tatsächlich vorgekommen ist. Immerhin fällt auf, daß laut geni.com alle Barks-Vorfahren in Deutschland aus dieser Linie in Nordhofen geboren wurden, dieser eine aber in Freckenfeld. Die Entfernung zwischen den beiden Orten beträgt fast 200 Kilometer … Möglichkeit zwei: Auf geni.com liegt an dieser Stelle ein Fehler vor. Nur her mit guten und verrückten Einfällen und Gedanken zu alledem. Nachbemerkung: Ich habe diesen Beitrag vor wenigen Stunden in einer englischsprachigen, internationalen Carl-Barks-Diskussionsgruppe auf dem Fressenbuch veröffentlicht. Dazu hatte ich den Text auf Deutsch verfaßt, mit Gockel ins Englische übertragen und Schritt um Schritt bearbeitet. Um den Text nun hier zu veröffentlichen, hatte ich schlauerweise den deutschen Ursprungstext gelöscht, nahm den fertigen englischen, übertrug ihn mit Gockel ins Deutsche und bearbeitete ihn Schritt für Schritt. Warum einfach, wenn's auch kompliziert geht?
Die Barksens aus dem Westerwald

Ostsibirischer Korjakenknacker
@ostsibirischer_korjakenknacker
Höchst erstaunlich! Bitte in den Alleswisser einfüttern, das ist der ideale Ort dafür!
04.04.2022, 17:22:34

Coolwater OP
@coolwater
Ich schau' mal, ob ich am Wochenende damit beginnen kann, dazu etwas zu verfertigen. Oben gelistet sind ja nur die Vätervorfahren der Stammlinie. Wenn es nur um Barks' direkte Ahnen geht (Verdopplung mit jeder Generation), soweit bekannt, sollte es verhältnismäßig einfach sein, es als reine Liste übersichtlich darzustellen. Auf seiner Mutterseite ist sowieso schnell Schluß mit den bekannten Ahnen, habe ich gesehen. Die Stammlinie scheint am besten ausgeforscht. Eine Liste, die dagegen von den Ahnen selber alle (!) bekannten Nachfahren enthält – das würde schon in einer Stammbaum-Darstellung schwierig und unübersichtlich. Wie man das am sinnvollsten als Liste darstellt, weiß ich nicht, die Genealogen haben da sicherlich ihre Konventionen. Ein solches Monstrum, das wohl viele hundert Namen umfassen würde, braucht's aber wohl erst mal eh nicht. Zur oben dargelegten Stammlinie hat meine weitere Ausforscherei auf anderen Genealogie-Seiten einige Ergänzungen, Präzisierungen und Korrekturen ergeben. Eine davon ist, daß bei dem Barks-Ahnen William Barrach Barks "Barrach" ganz offenkundig kein zweiter Vorname ist, wie es den Anschein erweckt – ich hatte es zuerst für eine Spielart des biblischen Barak gehalten und auch wegen dieses Namens die Zugehörigkeit der Berg-Auswanderer zu einer evangelischen Freikirche vermutet –, sondern, wie "Barrick", eine Spielart des Nachnamens als Verenglischung von "Berg". Daß Barksens "Dutch" Vorfahren nicht aus den Niederlanden, sondern aus dem Westerwald kamen, war für viele der Barks-Kenner in der genannten Gruppe eine verblüffende Enthüllung, hatte ich den Eindruck. Dabei liegen auf den verschiedenen Genealogie-Seiten die Infos hierzu zum Teil schon seit Jahren im Netz herum ...
04.04.2022, 18:54:35

Ostsibirischer Korjakenknacker
@ostsibirischer_korjakenknacker
Zur oben dargelegten Stammlinie hat meine weitere Ausforscherei auf anderen Genealogie-Seiten einige Ergänzungen, Präzisierungen und Korrekturen ergeben. Eine davon ist, daß bei dem Barks-Ahnen William Barrach Barks "Barrach" ganz offenkundig kein zweiter Vorname ist, wie es den Anschein erweckt – ich hatte es zuerst für eine Spielart des biblischen Barak gehalten und auch wegen dieses Namens die Zugehörigkeit der Berg-Auswanderer zu einer evangelischen Freikirche vermutet –, sondern, wie "Barrick", eine Spielart des Nachnamens als Verenglischung von "Berg".
Hm. Angesichts der Dichte ehrwürdiger biblischer Namen in dieser Liste von Vorfahren (Adam, Simon, Jakob, Isaak, David) würde ich noch gerne den Baruch ins Spiel bringen (einer der "kleinen" Propheten). Wäre stimmig; nicht wenige fromme Deutsche haben ihre Kinder im 18/19 Jh auch Hosea, Joel oder Jona genannt...
07.04.2022, 12:31:55

Coolwater OP
@coolwater
Aus anderen von mir aufgesuchten Genealogie-Seiten, wo sich Infos zu den Barksens befinden, geht ziemlich klar heraus, daß "Barrach" eine weitere Abwandlung des Nachnamens ist; dieser William, nach Lage der Dinge der erste "Barks", ist wohl unter allen vier Formen (Berg, Barrick, Barrach, Barks) auf den Dokumenten unterwegs – für die Zeit nicht ungewöhlich, zumal wenn der Name in der Neuen Welt von anderen einfach verenglischt niedergeschrieben wurde, wie sie's hörten. Ich halte natürlich weiter für gut möglich, daß die Bergs einer Freikirche angehörten, die Übersee-Auswanderung aus den Rheinlanden im 18. Jahrhundert hatte ja oft einen solchen Hintergrund. Die anderen biblischen Namen unter den Barks-Ahnen waren in jenen Zeiten allerdings auch unter Mainstream-Protestanten und Katholiken geläufig. Eine Frage an Dich: Wenn die Bergs einer Freikirche angehörten, würden sie dann in den normalen evangelischen oder katholischen Kirchenbüchern eines Ortes auftauchen? Doch wohl eher nicht, oder? Führten die Mennoniten und was es in diesen Zeiten noch alles gab, eigene Kirchenbücher mit Geburten, Taufen, Hochzeiten, Sterbefällen? – Wenn man wüßte, woher genau die ins Netz gespeisten genealogischen Infos kommen, ließe sich die Frage nach dem Glaubenshintergrund der Familie womöglich rasch beantworten. (Vielleicht erhält man die Antwort, wenn man sich auf diesen Seiten anmeldet ...)
07.04.2022, 16:11:49

Ostsibirischer Korjakenknacker
@ostsibirischer_korjakenknacker
Eine Frage an Dich: Wenn die Bergs einer Freikirche angehörten, würden sie dann in den normalen evangelischen oder katholischen Kirchenbüchern eines Ortes auftauchen? Doch wohl eher nicht, oder? Führten die Mennoniten und was es in diesen Zeiten noch alles gab, eigene Kirchenbücher mit Geburten, Taufen, Hochzeiten, Sterbefällen? – Wenn man wüßte, woher genau die ins Netz gespeisten genealogischen Infos kommen, ließe sich die Frage nach dem Glaubenshintergrund der Familie womöglich rasch beantworten. (Vielleicht erhält man die Antwort, wenn man sich auf diesen Seiten anmeldet ...)
DA bin ich überfragt, habe das aber gerade an einen hoch kompetenten Kollegen weitergegeben. Eintragung in den regulären Ortskirchenbüchern erfolgten natürlich nur, wenn es Angehörige dieser Kirchen waren: Die Matriken wurden grundsätzlich nach "sakramentalen" Ereignissen geführt (Taufbuch, Trauungsbuch, Sterbebuch). Entsprechend wirst du zB in katholischen Pfarrmatriken keinen Eintrag zu jüdischen Einwohnern des Pfarrgebietes finden (dem ist z.B. Ulrich Hoppe aufgesessen, der in den 1990ern tagelang in Norddeutschland nach Einträgen zu den Marx Brothers gesucht hat ... und übersah, dass die als Juden natürlich nicht in den Kirchenbüchern standen).
08.04.2022, 06:29:26

Beppo
@beppo
Manchmal bewirkt das Nachforschen in Kirchenbüchern auch eine große Enttäuschung: Mein Urgroßvater in der unmittelbaren Vaterlinie, der sich später Carl nannte, wurde auf den banalen Namen Karl getauft. Bei Carl Friedrich May war es übrigens genau umgekehrt. Der hat, auch im Anaversum, als Karl May publiziert. (WDC 103/1)
08.04.2022, 07:08:25

Ostsibirischer Korjakenknacker
@ostsibirischer_korjakenknacker
Manchmal bewirkt das Nachforschen in Kirchenbüchern auch eine große Enttäuschung <...>
Wem sagst du das ... Auf der Suche nach althabsburgischen Kleinadeligen stößt man auf die Abstammung von Fleischern, Viehhändlern und (mutmaßlich) einem Hofnarren ...
08.04.2022, 07:14:38

Coolwater OP
@coolwater
Auf der Suche nach althabsburgischen Kleinadeligen stößt man auf die Abstammung von Fleischern …
… Viehhändlern …
… und (mutmaßlich) einem Hofnarren …
Eintragung in den regulären Ortskirchenbüchern erfolgten natürlich nur, wenn es Angehörige dieser Kirchen waren
Als ich die Frage ausformelte, wußte ich im Grunde selber, daß sie Blödsinn war. Klar stehen in katholischen Kirchenbüchern vor dreihundert Jahren nur die Katholiken, in evangelischen nur die Evangelischen, und Juden und alle möglichen zu dieser Zeit bestehenden christlichen Freikirchen hatten eigene "Kirchenbücher" oder Verzeichnisse. Mein dunkler Gedanke war: Es war die Zeit des Absolutismus und der "Verstaatung". Es mochte sein, daß im Heylgen Roͤmisch-Teutschen Reich so ein absolutistischer Landesherr darauf bedacht war, alle seine Landeskinder, welcher Konfession sie auch waren, seien für den "Staat" möglichst greifbar verzeichnet … In katholischen Kirchenbüchern stehen keine Protestanten und in protestantischen keine Katholiken, und Juden führten eigene Verzeichnisse. Doch ich dachte nebelhaft: Es könnte sein, daß um diese Zeit die "Staatsverwaltung" zumindest in manchen protestantischen deutschen Territorien bereits so "fortgeschritten" war, daß die "Staatskirche" angehalten war, auch "Personenangaben" zu protestantischen Freikirchen in ihren Büchern aufzunehmen. Die Zivilehe wurde im Deutschen Reich 1875 nach hartem Kampf eingeführt. Im Grunde wußte ich, daß mein netter Traum eines überkonfessionellen Kirchenbuchs hundertfünfzig oder mehr Jahre vorher genau das war.
09.04.2022, 01:38:35

Ostsibirischer Korjakenknacker
@ostsibirischer_korjakenknacker
Mal abwarten, was Rudi dazu sagt. Das ist der beste Experte in der Richtung, den ich an der Hand habe. Ich sage Bescheid!
09.04.2022, 07:08:14
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